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Corona-Krise: Modehandel fordert Öffnungsperspektive

Die Not im Modehandel ist groß. Volle Läger und massive Liquiditätsprobleme stellen auch Unternehmen vor existenzielle Schwierigkeiten, die vor Corona völlig gesund waren. Im Dezember ging der Umsatz im inhabergeführten Fachhandel um 54 Prozent zurück. Die Branche braucht dringend finanzielle Unterstützungsleistungen vom Staat, die den Besonderheiten der Modebranche gerecht werden. Außerdem benötigen die Unternehmen eine verlässliche Öffnungsperspektive.

 

„Wenn die Politik nicht endlich die besondere Situation unserer Branche versteht und schnellstens die Unterstützungsprogramme anpasst und vor allem mit den Auszahlungen startet, werden viele Modehändler die Krise nicht überstehen“, sorgt sich BTE-Präsident Steffen Jost. Gemeinsam mit HDE-Hauptgeschäftsführer Steffen Genth fordert er außerdem eine Öffnungsperspektive. „Der Handel braucht einen transparenten und verlässlichen Plan für einen Ausstieg aus dem Lockdown, der sich an realistischen und fundierten Indikatoren orientiert“, so Genth.

 

Die Forderung des HDE gilt insbesondere für den Modehandel, der aktuell auf vollen Lägern mit Winterware sitzt, bereits die ersten Lieferungen für die Frühjahrssaison erhält (und bezahlen muss) sowie gerade mitten in der Planung der nächsten Herbst-Winter-Saison steckt. Eine Gleichung mit vielen Unbekannten, die nur schwer zu lösen ist.

 

Die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes bringen es auf den Punkt: Der Handel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren ist der größte Verlierer in der Corona-Pandemie: Der Umsatz ging in 2020 um knapp ein Viertel zurück. Besonders katastrophal verlief der Dezember. Aufgrund des totalen Shutdowns ab Mitte Dezember verlor der Handel über 40 Prozent seiner Umsätze im Vergleich zum Vorjahresmonat.

 

Der BTE kommt für den inhabergeführten Textileinzelhandel allein für Dezember sogar auf einen Umsatzrückgang von 54 Prozent. Für das gesamte Jahr 2020 wurde ein Minus von 27 Prozent errechnet.

 

In den Talks im Rahmen der Digital Fashion Week, die vom 26. bis 28. Januar von dem Hamburger Unternehmen Fashion Cloud organisiert wurde, wurde die aktuelle Verunsicherung in der Branche deutlich. „Wenn die Geschäfte Mitte Februar öffnen dürfen, kommen wir mit zwei blauen Augen davon. Jede Woche länger wird die eine oder andere Existenz kosten“, befürchtet Knut Brokelmann, Mitglied des Vorstands der Katag. Und zwar auch Existenzen von Unternehmen, die vor Corona völlig gesund waren, wie Peter Eberle von Mode Reischmann in Ravensburg betonte: „Es stehen gerade auch Geschäfte vor existenzbedrohenden Schwierigkeiten, die völlig unverschuldet in diese Situation gekommen sind. Das müssen wir stärker nach außen tragen.“

 

Dass dies in den vergangenen Wochen durch aufmerksamkeitsstarke Branchenkampagnen (s. weitere Newsletter-Meldung), dem Bemühen der Handelsverbände und aufgrund von Initiativen einzelner Unternehmer schon gut gelungen ist, zeigen die vielen Medienberichte in überregionalen Printmedien und im Fernsehen.

 

Dazu zählt z.B. der Auftritt von Marcus Vorwohlt vom Modehaus Rübsamen in Augsburg im Heute-Journal des ZDF sowie auch der Auftritt von Christian Klemp in einem umfassenden Bericht im ARD-Format PlusMinus, der die Auswirkungen des Shutdowns auf die gesamte Wertschöpfungskette gezeigt hat. Über diesen Link zur ARD-Mediathek ist der PlusMinus-Beitrag noch abrufbar.