
Zielgruppenorientierung, Erlebniswert und attraktiver Einzelhandel – dies sind auch nach Corona die wichtigsten Stellschrauben für lebendige Stadtzentren. Um die geschlossenen Innenstädte nach Corona zu revitalisieren und auch langfristig anziehend zu gestalten, müssen alle Verantwortlichen an einem Strang ziehen. Und dabei die Bedürfnisse und Interessen der Besucher im Blick haben.
Der stationäre Einzelhandel bestimmt maßgeblich wie attraktiv und erlebnisorientiert Innenstädte wahrgenommen werden. Dies ist ein zentrales Ergebnis der neuesten Untersuchung „Vitale Innenstädte“, für die das Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) rund 58.000 Passanten in 107 deutschen Innenstädten befragt hat. Weitere Top-Treiber für den Erlebniswert sind Sehenswürdigkeiten, Gastronomie sowie Freizeit- und Kulturangebote. Immer wichtiger werden auch Digitalisierung und eine zukunftsorientierte Positionierung von Städten - etwa durch einen ansprechenden Onlineauftritt. Zwei Drittel der Innenstadtbesucher und -besucherinnen kaufen inzwischen auch online an und erwarten digitale Services, die ihren Einkauf und den Besuch in der City unterstützen. Die wichtigsten Stellschrauben sind der Untersuchung zufolge eine zielgruppenorientierte Gestaltung, Erlebniswert und attraktive Einzelhandelsangebote.
Der klassische Einkaufsbummel ist nach wie vor das Hauptmotiv für Innenstadtbesucher – vor allem für ältere Menschen. Bei jüngeren Menschen werden andere Motive wichtiger. Sie möchten etwas erleben und sich begegnen. „Bei der Erarbeitung zukunftsfähiger Konzepte müssen die Einwohnerstruktur und die speziellen Bedarfe der Zielgruppen vor Ort im Mittelpunkt stehen. Anbieterzentrierte Strategien müssen nachfrageorientierten Konzepten weichen“, so Boris Hedde, Geschäftsführer des IFH. Dies erfordere, dass sich alle Verantwortlichen aus Politik, Handel, Gewerbe und Immobilienbranche an einen Tisch setzen.
Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), fordert außerdem einen Innenstadtfond, der es den Städten und Kommunen ermöglicht, den konkreten Bedarf vor Ort zu ermitteln und entsprechende Maßnahmen für ein gesundes Stadtzentrum zu ergreifen. „Dafür sollten in den nächsten fünf Jahren jährlich 500 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. Klar ist: Stirbt der Handel, stirbt die Stadt.“
