
Der Handel allein ist kein Garant für belebte Innenstädte. Um den Frequenzrückgang in den Innenstädten des bevölkerungsreichsten Bundeslandes Nordrhein-Westfalen aufzuhalten, müssen multifunktionale Zentren geschaffen werden, deren Angebote sich an den Wünschen und Bedürfnissen der Kunden orientieren.
Auch für die Städte in NRW gilt, was bundesweit zu beobachten ist: Während der Onlinehandel boomt, kommen immer weniger Menschen in die Städte. Aktuell liegt der Anteil des Onlinehandels am Gesamthandel bei knapp 13 Prozent, bis 2030 prognostiziert das Institut für Handelsforschung in Köln (IFH) einen Anstieg auf bis zu 26 Prozent. Speziell bei Fashion liegt der Online-Marktanteil laut BTE noch deutlich höher, nämlich bei rund 40 Prozent. Trotzdem bescheinigt das IFH dem innerstädtischen Handel in NRW Zukunftspotenzial. Dies ist ein Ergebnis der neuen Studie ‚Zukunft des Handels – Zukunft der Städte‘, die im Auftrag des NRW-Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie (MWIDE) durchgeführt wurde.
Dieses Zukunftspotenzial könne aber nur realisiert werden, wenn es gelingt, in den Zentren verschiedene Nutzungsarten wie Handel, Gastronomie, Wohnen, Freizeit-, Kultur-, Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen zu kombinieren und auch (konsumfreie) Verweil- und Interaktionszonen zu schaffen. Gerade Letzteres ist den Bürgerinnen und Bürgern sehr wichtig, wie eine Befragung von 26.000 Bewohnern für die Studie ergeben hat. Grundsätzlich gilt: Die Verbraucherinnen und Verbraucher in NRW haben großes Interesse daran, die Innenstädte als lebendige Begegnungsorte zu erhalten und wünschen sich multifunktionale Zentren.

„Die innerstädtischen Zentren in NRW müssen sich gemäß den Anforderungen, Interessen und Verhaltensweisen der Konsumentinnen und Konsumenten weiterentwickeln. Vielerorts ist dazu ein Paradigmenwechsel erforderlich: weg von der Angebotsorientierung und hin zur Kundenzentrierung mit einer strikten Nachfrage- und Zielgruppenorientierung. Gleichzeitig hat damit das Zeitalter für die Erprobung neuer lokaler Geschäftsmodelle begonnen. Traut Euch, neue Wege zu gehen, möchte man allen Akteuren und Kommunen zurufen“, so Boris Hedde, Geschäftsführer des IFH Köln.
Aus der Studie lassen sich fünf zentrale Handlungsfelder ableiten:
1. Kundenzentrierte (Wieder-)Belebung: Optimierung entlang der Visitor Journey
2. Zusammenarbeit stärken: Handlungsfähige und resiliente Strukturen schaffen
3. Chancen der Digitalisierung nutzen: vernetzen, verbessern, veredeln
4. Leerstand begegnen: Multifunktionalität und Angebotsvielfalt sichern, Innovation erproben
5. Handelsstandorte aktiv entwickeln – neue Wege in der Stadtentwicklung gehen
Die gesamte Studie ist als kostenloser Download auf der Website des IFH Köln verfügbar.