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Innenstädte: Ladenschließungen durch Corona

Die Corona-Pandemie hat den stationären Einzelhandel schwer getroffen. Insbesondere in den Innenstädten verzeichnen die vom EHI befragten Städte und Gemeinden Ladenschließungen und Umnutzungen von bisherigen Einzelhandelsflächen.

 

Einer aktuellen Städtebefragung des EHI zufolge beobachten 68 Prozent der befragten Kommunen Ladenschließungen in Innenstadtlagen und Fußgängerzonen, in Stadtteillagen ist es fast die Hälfte (47 Prozent). Die Anzahl der Ladengeschäfte in Fachmarktlagen erweist sich in 73 Prozent der Fälle hingegen als unverändert, sechs Prozent berichten sogar von Zuwächsen.

Frequenzverlust in Innenstädten

  

Diese Entwicklung korrespondiert mit den Frequenzrückgängen, die die Kommunen laut EHI beobachten: In den Innenstädten hat die Frequenz nach Angabe der befragten Kommunen im Vergleich zur Vor-Corona-Situation am stärksten nachgelassen: 30 Prozent sehen Rückgänge von bis zu 15 Prozent und 27 Prozent von bis zu 25 Prozent. In Fachmarktlagen berichten dagegen zwei Drittel der Kommunen von einer stabilen Situation und/oder Frequenzzuwächsen.

  

Um die Frequenz in den Cities zu erhöhen, arbeiten viele Kommunen gezielt an einem Mobilitätskonzept, mit dem der innerstädtische Handel unterstützt werden soll. Außerdem wollen sie in punkto Städte-/Regionalmarketing aktiver werden. Dringender Handlungsbedarf wird zudem bei der Digitalisierung des Handels sowie der Verbindung des stationären Handels mit Online-Handel gesehen.

 

Wie wichtig dabei die Erreichbarkeit der Cities mit dem PKW ist, hat kürzlich eine BTE-Umfrage deutlich gemacht. 54 Prozent der City-Besucher kamen mit dem eigenen Auto. Im Vergleich zu anderen Besuchern, die per Fahrrad oder ÖPNV anreisen, suchen PKW-Nutzer durchschnittlich mehr Geschäfte auf, verweilen länger in den Einkaufsstraßen, haben eine höhere Kaufquote und kaufen mehr Teile. In der Befragung wurde zudem die Bedeutung von attraktiven Handelsgeschäften und explizit von Modegeschäften für die Anziehungskraft von Innenstädten offengelegt: 55 Prozent der Innenstadtbesucher gaben Shopping als Hauptmotiv für ihren Citybesuch an – dabei liegt die Modehandel mit einer Nennungsrate von 67 Prozent gegenüber anderen Handelsbranchen an erster Stelle. 

 

Mit aktivem Geschäftsflächenmanagement Leerstände bekämpfen

  

Was den Leerstand an Einzelhandelsflächen während der Pandemie in Innenstädten betrifft, schätzen 46 Prozent der Kommunen die Leerstandsquote auf bis zu fünf Prozent ein. 38 Prozent gehen von einem Anteil von bis zu zehn Prozent aus und 14 Prozent sehen die Quote bei bis zu 15 Prozent.

  

Um innerstädtischen Leerstand zu bekämpfen, betreibt die Hälfte der Kommunen Geschäftsflächenmanagement und setzt dabei vor allem auf die systematische Erfassung der Leerstände und die aktive Arbeit mit der Datenbank, um Neu- und Anschlussvermietungen schneller realisieren zu können.

 

Freizeit- und Entertainment-Angebote als Nutzungsalternative

  

Als maßgebliche Veränderungen beobachten die Kommunen in den letzten zwei Jahren vermehrt Renovierungen und Umnutzungen der Einzelhandelsflächen. So hatten die Einzelhändler durch die coronabedingten Schließungen die Möglichkeit, Erneuerungen an ihren Geschäften vorzunehmen oder die Räumlichkeiten anders zu nutzen.

  

Den Kommunen zufolge leisten Freizeit- und Entertainment-Angebote den besten Synergiebeitrag als ergänzende Nutzung für Handelsimmobilien im Innenstadtbereich. 89 Prozent schätzen diese Mischnutzung als gut oder sehr gut ein. Dahinter folgt die Nutzung der Handelsimmobilien durch Büros mit 86 Prozent sowie die Mischnutzung mit Wohnungen und sozialer Infrastruktur wie Kindergärten oder Arztpraxen (je 81 Prozent). 

 

Die Befragung der Kommunen fand im März 2022 statt. Der Stichprobenumfang betrug 75 Kommunen. Das Whitepaper „Aktuelle Entwicklungen des Einzelhandels aus Sicht der Städte und Gemeinden“ ist kostenlos auf der EHI-Webseite erhältlich.