· 

Konsumverhalten: Bewusstsein für Nachhaltigkeit wächst

Auch wenn es sich noch nicht überall in einem entsprechend konsequenten Kaufverhalten widerspiegelt: Immer mehr Konsumenten beschäftigen sich mit dem Thema Nachhaltigkeit und hinterfragen verstärkt ihr Konsumverhalten. Besonders kritisch wird dabei die Fashionbranche gesehen. Dies befeuert u.a. den Secondhandboom.

 

Die öffentliche Diskussion über Fast Fashion und Green Washing in der weltweiten Fashionbranche haben bei den Kunden das Bewusstsein für die Themen Nachhaltigkeit und Sozialverträglichkeit entlang der gesamten Supply Chain bis hin zur Entsorgung und Weiterverwertung der Modeartikel deutlich geschärft. Dies wird auch in der vom Institut für Handelsforschung in Köln (IFH) durchgeführten Studie ‚Nachhaltigkeit in der amazonisierten Welt‘ deutlich.

Die für die Studie befragten Konsumenten stellen dem Modehandel die schlechtesten Noten in Sachen Nachhaltigkeit und Sozialverträglichkeit aus. Insgesamt wurden 17 umsatzstarke Modefilialisten bewertet. Die beste Note erhielt Peek & Cloppenburg mit 59 von maximal 100 Punkten. Der Branchenschnitt lag bei etwa 48 Punkten und damit niedriger als in allen anderen Handelsbranchen. Auffällig ist auch, dass der Abstand zwischen dem Top-Performer und dem am schlechtesten bewerten Unternehmen deutlich größer ist als in anderen Branchen, wie z.B. dem DIY-Markt oder der Consumer Electronics-Branche. 

Immerhin 43 Prozent der Befragten dieser Studie gaben an, dass sie im letzten Jahr bewusst auf Konsum verzichtet haben, um einen nachhaltigeren Lebensstil zu forcieren. Und 49 Prozent betonten, dass ihnen insbesondere beim Kauf von Kleidung Nachhaltigkeit wichtig ist.

 

Dr. Eva Stüber, Mitglied der Geschäftsleitung am IFH Köln, attestiert der Modebranche im Vergleich zu anderen Handelsbranchen den größten Aufholbedarf in Sachen Nachhaltigkeit: „Noch sind diese Veränderungen im Bewusstsein der Konsumenten in deren Kaufverhalten nicht so deutlich spürbar. Für Unternehmen gilt es aber jetzt, die Weichen für die Zukunft zu stellen, um nicht von der Nachhaltigkeitswelle überrollt zu werden.“

 

Die veränderte Haltung käme auch in der steigenden Nachfrage nach Secondhandkleidung zum Ausdruck. Forciert werde der Boom im Pre-Loved-Segment zusätzlich auch durch die Digitalisierung, heißt es in der Studie: „Mithilfe verschiedener Apps und Services wird der Handel mit gebrauchter Kleidung mehr und mehr zum relevanten Umsatzfaktor. Vorangebracht wird das Thema von jungen Konsumenten, aber mit neuen einfachen digitalen Lösungen für den An- und Verkauf werden die Hürden auch für ältere Zielgruppen weiter abgebaut.“