
Knapp die Hälfte der vom HDE unlängst befragten Mode- und Textilhändler befürchten, dass sie ihr Geschäft ohne weitere Hilfen im Laufe dieses Jahres aufgeben müssen. Die erneute Verlängerung des Shutdowns habe die Existenznot weiter verschärft. Deshalb sei es umso wichtiger, dass die Coronahilfen aufgestockt und schneller ausgezahlt werden.
Die Umfrage, die Anfang März unter insgesamt 1.000 Non-Food-Händlern gemacht wurde, hat gezeigt, dass die bisherigen Hilfen nicht ausreichen. „Die Gelder stehen weiterhin in den Schaufenstern der Ministerien und kommen nicht ausreichend da an, wo sie gebraucht werden. Die Überbrückungshilfe ist zudem nicht geeignet, um eine so lange Phase des Lockdowns zu überbrücken“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. 51 Prozent der befragten Händler wünschen sich die Ergänzung der Wirtschaftshilfen durch die Erstattung des Unternehmerlohns. Die dringlichste Forderung ist verständlicherweise die nach vollständiger Öffnung des Einzelhandels, die angesichts der aktuellen Dynamik des Infektionsgeschehens wieder in weitere Ferne gerückt ist.

Wie auch der BTE konstatiert, sei der in einigen Regionen erlaubte Einkauf nach Terminvereinbarung zwar besser als nichts, rechne sich aber für viele Unternehmen nicht, da die Umsätze in der Regel nicht ausreichen, um die mit der Öffnung verbundenen Kosten zu decken. In der ersten Woche, in der Terminshopping erlaubt war (KW 10), lag der Umsatzverlust der befragten Modehändler gegenüber der Vorjahreswoche bei 25 Prozent. Die Frequenz war um 40 Prozent geringer.
„Die aktuelle Öffnungsstrategie bietet dem Handel weder Planbarkeit noch Perspektive, sondern schafft einen bundesweiten Flickenteppich. Ein nachhaltiger Weg in die Öffnung funktioniert nur, wenn sich die Politik von den starren Inzidenzen löst und weitere Parameter wie die Auslastung der Intensivbetten sowie die höheren Testquoten berücksichtigt“, so Genth und verweist auf die Einschätzung des Robert-Koch-Instituts, die u.a. auf einer aktuellen Studie der TU Berlin basiert. Diese habe gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit für Ansteckungen im Einzelhandel eher niedrig ist und die Schließung der Geschäfte demzufolge nur eine geringe Dämpfungswirkung auf den R-Wert habe.
Und BTE-Präsident Steffen Jost wettert: „Wir müssen leider feststellen, dass die Politik bei der Interessensabwägung zwischen Gesundheitsschutz und wirtschaftlichen Belangen immer nur in eine Richtung denkt. Zudem müssen wir der Politik vorwerfen, für ihre gravierenden Fehler, etwa bei der Beschaffung von ausreichendem Impfstoff und der Implementierung fehlerhafter bzw. nicht funktionierender Apps, eine ganze Branche büßen und regelrecht vor die Hunde gehen zu lassen.“
Unverständlich seien die aktuellen Beschlüsse auch vor dem Hintergrund, dass es außerhalb des geschlossenen Handels keine entsprechenden Restriktionen gibt. „Während sich anderenorts anonyme Kundenmassen an der Kasse drängeln, müssen die vergleichsweise wenigen Kunden im Mode-, Schuh- und Lederwarenhandel aufwändige Anmelde- und Registrierungs-Prozeduren über sich ergehen lassen“, kritisiert Jost weiter. „Was bei anderen möglich ist, muss doch auch bei uns machbar sein!“
Im gesamten Non-Food-Handel sind laut HDE bis zu 120.000 Geschäfte in Existenzgefahr. Die erneute Verlängerung des Lockdowns bis zum 18. April sorgt pro geschlossenem Verkaufstag für
Umsatzverluste in Höhe von bis zu 700 Millionen Euro.