
In den ersten vier Monaten hat der stationäre Modehandel nach Berechnungen des BTE Handelsverband Textil gegenüber 2020 zwischen 40 bis 50 Prozent an Umsatz verloren. Dies entspricht Umsatzeinbußen in Höhe von vier Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 geht der BTE aktuell von Einbußen um 60 Prozent aus.
Allein im April lagen die Umsatzverluste gegenüber dem gleichen Monat 2019 bei 70 bis 80 Prozent. „Der stationäre Modehandel braucht jetzt schnellstens substanzielle Öffnungsschritte, ansonsten werden tausende Modegeschäfte für immer ihre Türen schließen und damit zehntausende Arbeitsplätze vernichtet“, so der BTE.
Eine aktuelle Umfrage des HDE unter 1.000 Nonfood-Händlern bestätigt die besorgniserregende Situation in der Branche: Im Bekleidungshandel sehen sich 53 Prozent der Unternehmer ohne weitere staatliche Hilfen in Existenzgefahr, im Schuh- und Lederwarenfachhandel sind es sogar 60 Prozent. Die in einigen Regionen erlaubte Öffnung mit Testpflicht und Terminvereinbarung sei in den meisten Fällen nicht wirtschaftlich. Der durchschnittliche Umsatzverlust der befragten Händler, die mit Testpflicht Kunden bedienen dürfen, liegt nach der HDE-Studie bei fast 60 Prozent, beim Shoppen mit Terminvereinbarung bei knapp 50 Prozent.
Die Umfrage legt auch offen, wie schleppend die Corona-Hilfen ausgezahlt werden. 60 Prozent warten noch auf ausstehende Zahlungen und 60 Prozent der Empfänger von Abschlagszahlungen erhielten bisher weniger als die Hälfte der Auszahlungssumme. Insgesamt haben drei Viertel der befragten Unternehmen seit Beginn der Corona-Krise staatliche Unterstützung bekommen.

Neben der Geschwindigkeit bemängeln BTE und HDE vor allem zwei wesentliche Lücken: Für inhabergeführte Geschäfte gäbe es nach wie vor keine Möglichkeit zur Auszahlung eines Unternehmerlohns. Und für größere Unternehmen gehe die Deckelung auf Bundes- und EU-Ebene an der Realität vorbei, da diese viel höhere Fixkosten hätten und mehr Unterstützung benötigen. Starre und viel zu niedrig angesetzte Höchstgrenzen für die Auszahlung von Coronahilfen pro Unternehmen könnten dazu führen, dass viele Handelsunternehmen keine Chance mehr hätten, die aktuelle Krise zu überstehen.
Aufgrund der Ungleichbehandlung bei der Bewilligung der November- und Dezemberhilfen im Vergleich zur Gastronomie, die bis zu 75 Prozent ihres entgangenen Umsatzes in diesem Zeitraum vom Staat ersetzt bekommen, erwartet der HDE eine Klagewelle und hat bereits eine Muster-Klageschrift anfertigen lassen. Nur wenn die Bundesregierung jetzt schnellstens die für den Handel bestehenden Wirtschaftshilfen anpasse, könne eine solche Klagewelle verhindert werden, so die Einschätzung des HDE.
Mit einem aufmerksamkeitsstarken Motivwagen vor dem Kanzleramt hat gestern die Initiative „Das Leben gehört ins Zentrum“ gemeinsam mit dem HDE im Rahmen einer Protestaktion auf die existenzbedrohende Situation vieler Einzelhändler hingewiesen (Foto oben). Hinter der Initiative stehen aus dem Fashion Retail u.a. Unternehmen wie Baltz, Breuninger, CJ Schmidt, Engelhorn, Garhammer, Katag, Klingenthal, L&T, Reischmann und Zinser sowie über 50 weitere Unternehmen aus Einzelhandelsbranchen, die am stärksten unter der Corona-Politik leiden.