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Recruiting: Neue Mitarbeitende treten Stelle oft nicht an

Mit der Vertragsunterschrift ist das Recruiting längst nicht abgeschlossen. Mehr als jeder zehnte Jobsuchende hat schon einmal einen Arbeitsvertrag unterschrieben, dann aber die Stelle nicht angetreten. Und 20 Prozent der neuen Beschäftigten kündigen innerhalb der ersten 100 Tage. 

 

Früher hieß es schlicht „Kollege kommt nicht“, heute bezeichnen Experten dieses Phänomen als ‚Ghosting‘: Gut 10 Prozent der Bewerber unterschreiben einen Arbeitsvertrag, treten die Stelle aber nicht an. Dies ist ein Ergebnis der aktuellen Studie ‚Candidate Experience‘, für die das HR-Tech-Unternehmen ‚softgarden‘ 3.800 Bewerbende befragt hat. 

 

Auf kandidatenorientierten Arbeitsmärkten könne dieses Verhalten schnell zum strukturellen Problem für Arbeitgeber werden. Es werde nicht nur schwieriger, überhaupt Bewerbungen zu bekommen und Kandidaten im Bewerbungsverfahren zu überzeugen: Die Fluktuation setzt immer häufiger schon in der Einstiegsphase an. Ein erfolgreiches „Onboarding“, also die Integration der Neuen, wird für Unternehmen zunehmend zur Herausforderung. 

 

Angebotsfülle produziert Wackelkandidaten 

Sechs Prozent der Befragten haben den unterschriebenen Arbeitsvertrag vor Antritt der Stelle schon einmal gekündigt. Hinzu kommen gut vier Prozent, die einen Arbeitsvertrag unterschreiben und dann die Stelle einfach nicht antreten, ohne formal zu kündigen. Das hat vor allem mit der aktuellen Arbeitsmarktsituation zu tun. „Ein besseres Jobangebot“ ist mit 41 Prozent der wichtigste Grund, der von denjenigen genannt wird, die ihren Job schon einmal trotz Vertragsunterschrift nicht angetreten haben. 

 

Kündigung während der ersten 100 Tage  

Auch nach Arbeitsantritt sind Kandidaten eigentlich noch nicht für das Unternehmen gewonnen. 21 Prozent der Befragten haben ihren Job schon einmal in den ersten 100 Tagen gekündigt. 2018 lag der Anteil erst bei 11,6 Prozent. 

 

Hinzukommen laut aktueller Studie 15,7 Prozent, die „kurz davor waren“, ihren Job frühzeitig zu kündigen. Die ersten Monate im neuen Job würden mehr und mehr zur „Probezeit für Arbeitgeber“, so die Studienautoren. Bei Menschen mit einfachem Schulabschluss (Haupt- oder Realschule) ist der Anteil derjenigen, die schon einmal während der ersten 100 Tage den Job gekündigt haben, mit fast 31 Prozent übrigens wesentlich höher als bei Akademikern (17 Prozent). 

 

Gründe für den frühen Jobabbruch

Was sind die Gründe für die Kündigung in der Einarbeitungsphase? Hier werden von einer Mehrheit drei Faktoren genannt: ein zu großer Unterschied zwischen den in der Bewerbungsphase gemachten Versprechungen und der Jobrealität (70,5 Prozent), unfähige oder unsympathische Führungskräfte (66,6 Prozent) sowie ein fehlender Plan bei der Einarbeitung (56,7 Prozent).

 

Onboarding gezielt verbessern

„Arbeitgeber sollten Onboarding als unverzichtbaren Teil des Recruitings begreifen und gezielt verbessern,“ sagt softgarden-Geschäftsführer Kirill Mankovski: „Arbeitgeber müssen Standards, Rollen und Maßnahmen definieren und in der gesamten Integrationsphase für Informationen und Unterstützungsangebote sorgen, die sich an die neuen Kolleginnen und Kollegen richten.“  

 

Das Whitepaper über die Studie ‚Candidate Experience 2023‘ kann auf der Website von softgarden kostenfrei heruntergeladen werden.