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Fachhandel: Konzentration auf Höchststand

Die Mode-, Schuh- und Lederwarenbranche wird immer stärker von Großbetrieben dominiert. Dies macht die amtliche Umsatzsteuerstatistik deutlich. Während der mittelständische Fachhandel auch durch Geschäftsschließungen weiter an Marktbedeutung verliert, profitieren große, oft vertikal strukturierte Anbieter von der aktuellen Situation.  

 

Die Corona-Pandemie hatte die jahrelange Konzentrations-Entwicklung im stationären Bekleidungshandel gestoppt. Doch seit 2021 hat sich dieser Trend wieder umgekehrt. Darauf verweis der BTE Handelsverband Textil Schuhe Lederwaren (BTE) mit Blick auf die kürzlich für 2023 veröffentlichte amtliche Umsatzsteuerstatistik. Demnach ist der Umsatz-Anteil der Unternehmen in den Größenklassen ab 100 Mio. Euro Nettoumsatz erneut gestiegen, und zwar auf 64,7 Prozent. Das sind 1,7 Prozentpunkte mehr als der bisherige Rekordwert in Höhe von 63,0 Prozent aus dem Jahr 2022. Zum Vergleich: 2015 lag der Umsatzanteil der höchsten Größenklasse noch unter 60 Prozent, 2010 sogar unter 50 Prozent!  

 

2023 wurde im vorwiegend stationären Modehandel erstmalig der bisherige nominale(!) Rekordumsatz aus dem Jahr 2016 in Höhe von 33 Mrd. Euro um mehr als 600 Mio. Euro für den Gesamtmarkt übertroffen. Dies lag sicher an den allgemeinen Preissteigerungen in der Branche, aber vor allem auch am starken Wachstum der - meist preisorientierten und oft vertikal organisierten - Großunternehmen ab 100 Mio. Euro Nettoumsatz. Allein 2023 wuchs deren Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 7,2 Prozent. Und auch die Anzahl der Unternehmen in dieser Größenklasse ist laut offizieller Statistik im gleichen Zeitraum von 39 auf 44 gestiegen.  

 

Kleine Unternehmen aus dem Modehandel (bis 500.000 Euro Nettoumsatz) rangierten 2023 dagegen in ihrer Marktbedeutung um einen Prozentpunkt unter dem Niveau von 2019. Wie stark der Konzentrationsprozess fortgeschritten ist, lässt sich auch daran erkennen, dass deren Umsatzanteil im Jahr 2010 mehr als doppelt so hoch war als 2023 (s. Tabelle).  

Die Zahl der Unternehmen in der Umsatzgrößenklasse bis fünf Millionen Euro ist 2023 per Saldo um 250 gesunken. Dagegen ist die Anzahl der Unternehmen mit Umsätzen ab fünf Millionen Euro sogar um sechs Betriebe gestiegen – sicher auch durch Zugänge aus niedrigeren Umsatzgrößenklassen.    

 

Hohe Konzentration auch im Schuh- und Lederwarenhandel  

 

In der Schuhbranche ist die Dominanz der Großbetriebe vergleichbar. So lag im Schuhhandel der Umsatzanteil der 32 Unternehmen (von insgesamt 2.725) mit einem Netto-Umsatz ab 25 Mio. Euro im Jahr 2023 bei 66,9 Prozent. Allein auf Deichmann entfällt dabei laut BTE-Berechnungen ein Marktanteil von über einem Drittel.  

 

Im Lederwarenhandel mit insgesamt 932 Unternehmen entfiel 2023 auf drei - mutmaßlich im Luxussegment angesiedelte - Großbetriebe mit über 25 Mio. Euro ein Umsatzanteil von 53,1 Prozent.  

 

Hinweis: Beim Zeitvergleich ist speziell bei der Zahl der Unternehmen zu berücksichtigen, dass 2020 die Erfassungsschwelle der Umsatzsteuerstatistik um 5.000 Euro auf 22.500 Euro angehoben wurde und seitdem nach Einschätzung des BTE eine dreistellige Zahl von Kleinstunternehmen nicht mehr berücksichtigt ist.