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HAKA in Düsseldorf: Product Heroes und Storytelling

Es herrschte gute Stimmung in den Showrooms während der Düsseldorf Fashion Days (DFD) – dem schwierigen ersten Halbjahr zum Trotz. Die Industrie setzt zum Frühjahr/Sommer 2026 auf beides: starke Produkte und eine möglichst zugkräftige Vermarktung. Dies sind die Marken-News und Trends der Menswear. 

 

Holger Wellner, Geschäftsführer von Wellner – das Modehaus in Hameln, hat sich zur kommenden Saison vorgenommen, die Menswear-Flächen klarer und lesbarer zu gestalten. „Wir werden Themen mit hoher Relevanz sowie Product Heroes stärker herausarbeiten, also nicht nur die Outfit-Präsentation in den Fokus rücken“, kündigte er in Düsseldorf an. Und was werden diese Product Heroes sein? „Strickshirts und Polos sind die größten Gewinner“, sagte Holger Wellner und ist mit dieser Einschätzung nicht allein. „Kurzarmstrick wächst bei uns exorbitant“, bestätigte beispielsweise Jalel Guelmami, Head of Global Wholesale bei Bugatti, der mit der Marke insgesamt – dank nunmehr klar profilierter Handschrift – einen „sehr positiven Start in die Vororderrunde“ erlebt. 

Helle Farben, legere Schnitte – auch das liegt im Trend, zeigt Bugatti.


„Die Tage während der DFD waren enorm erfolgreich“, resümierte auch Peter Heimbach von der Agentur Heimbach/Schnelting. Seit drei Saisons vertreibt er die niederländische Premium Knitwear von Saint Steve, daneben hat er die Marke Pure mit ihren Functional Shirts im Portfolio: „Damit liegen wir in dieser nicht ganz einfachen Zeit goldrichtig.“ Joseph Reiter, Geschäftsführer des Unternehmens Hatico Mode, zu dem die Marke Pure gehört, freut sich über einen „guten bisherigen Orderverlauf. Treiber sind die Themen Casualisierung und Performance. Mit unseren Pure Functional Shirts kann man eine Story erzählen, sie punkten mit ihrem Tragekomfort und ihrer Pflegeleichtigkeit. In der Pure-Stammkollektion sind die Leinenhemden der Renner.“  

Olymp hat das Angebot an Polos stark ausgebaut. 

Ähnlich das Bild bei Olymp: „Leinenartikel und Poloshirts sind stark gefragt, diese Produktsegmente haben wir weiterentwickelt und ausgebaut. Zudem hat sich das Smart-Business-Thema als attraktiv für den Fachhandel herausgestellt“, berichtete Kai Graf, Geschäftsführer Vertrieb, und fügte hinzu: „Mit unserer Kollektion unter der Überschrift ‚The Preppy Club‘ haben wir genau den Zeitgeist getroffen.“

 

Doch auch bei den Hosen stimme die Nachfrage. „Oversize nimmt hier Fahrt auf“, so Digel-Vorstand Jochen Digel. „Jersey und Leinen“, sieht Jalel Guelmami in starker Position. Curd Hahnbück, Head of Brand bei Hosenspezialist ‚g1920‘, ergänzt das Thema Leichtigkeit. Die Premiummarke von Gardeur ist mit ihrer Ausrichtung erfolgreich, sie bietet hohe Wertigkeit in attraktiver Preislage. Auch das ist offenbar ein zentraler werdendes Thema.

 

Auch Casamoda ist eine Marke, bei der die „Qualität stets besser ist, als der Preis es vermuten lässt“, wie es Geschäftsführer Jan Hammer formuliert. Bei den Oldenburgern tut sich aktuell besonders viel, wie in den folgenden Marken-News zu lesen ist.


Marken-News: 

CMVR: Die Unternehmensholding Casamoda Heinrich Katt heißt nun CMVR. Der Name setzt sich aus den Kürzeln der drei Marken Casamoda, Venti sowie Redmond zusammen und soll zum Ausdruck bringen, „dass alle drei Marken für uns gleichwertig wichtig sind“, so Jan Hammer. Der Managing Director möchte mit dieser Maßnahme nicht zuletzt unternehmensintern das Wir-Gefühl stärken und gleichzeitig eine neue Ära in der Markenbildung einleiten. Das Unternehmen, das im letzten Jahr 100-jähriges Bestehen feierte, hat eine Neuromarketing-Agentur beauftragt und mit ihrer Unterstützung die Zielkunden für die drei Marken nochmals genauer definiert, die Profile geschärft, jeweils neue Claims entwickelt und Logos modernisiert. Aus dem Casamoda ‚C‘ beispielsweise wurde ein Kompass. Künftig bietet die Brand ausschließlich Freizeit- und keine Businesshemden mehr an. Zum Frühjahr/Sommer 2026 komplettieren Hosen das dann beinahe vollständige Outfit-Angebot. Jeans werden zu einem UVP ab 69,99 Euro lanciert, Chinos ab 79,99 Euro. „Wir sind dankbar für das hohe Vertrauen unserer Partner“, stellt Jan Hammer erfreut fest.  

„Celebrate your life“ lautet der neue Venti-Slogan. Die Marke, ausgehend vom Hemd und inzwischen bis hin zum Anzug spezialisiert auf Business und Anlässe, will stärker als bisher ein Lebensgefühl verkörpern. Redmond wiederum adressiert mit dem Claim „be clever“ an eher preisorientierte Kunden und präsentiert sich mit neuem Wortwitz in der Werbung. Beispiel: „Ein Shirt wie ein cooles Pils.“ Apropos Werbung: CMVR schaltet monatlich Beilagen in der ‚Bild am Sonntag‘. Alle Systempartner des Handels in der jeweiligen Region sind auf der Beilagen-Rückseite aufgeführt.

 

Um das umfassende Rebranding zu kommunizieren und mehr noch zu feiern, lud CMVR am DFD-Samstag auf das Eventschiff ‚Oceandiva Futura‘ ein. Mit an Bord: Schauspieler und Moderator Thore Schölermann, der Markenbotschafter von Casamoda. Er moderierte unter anderem eine aktionsreiche Challenge, bei der ein Händler 5.000 Euro für ein Team-Event gewinnen konnte – der Preis ging an Modepark Röther. 

Venti-Kartons schnell und sicher stapeln: die Finalrunde beim CMVR-Event.


Digel: Die Nagolder lancieren zum Frühjahr/Sommer 2026 Lederjacken, zu UVP bis 399 Euro. „Sie werden gut angenommen“, berichtete Jochen Digel. Wendeblousons und packbare Jacken, die sich beispielsweise im Flugzeug zu einem Kissen verwandeln lassen, zählen ebenfalls zu den Newcomer-Highlights. Nochmals Jochen Digel: „Unsere Zweitmarke ‚Digel move‘ hat einen echten Lauf, einige größere Filialisten starten damit zur nächsten Saison, und es werden auch vier weitere move-Flächen im Handel eingerichtet, unter anderem bei Hagemeyer in Minden.“ Werbepower möchte Digel zur kommenden Saison mittels Tageszeitungsbeilagen in den Einzugsgebieten der Handelspartner entfalten. Die Produktion der Beilagen samt Händlereindruck übernimmt Digel, für die Kosten der Streuung sind die Partner verantwortlich. Zur Frequenz- und Erlebnissteigerung am POS wird es außerdem Aktionen in Kooperation mit dem Familienunternehmen Stickerei Schlipf aus Aalen geben. Unter Einsatz einer professionellen Stickmaschine werden dann beim Händler vor Ort beispielsweise Initialen in Hochzeitsanzüge, Brautpaar-Namen auf Einstecktücher oder Wordings auf Canvas-Schuhe gestickt.  

Im Rahmen von POS-Aktionen lassen sich Digel-Produkte besticken, demonstrierte Jörg Schlipf vom gleichnamigen Kooperationspartner Stickerei Schlipf in Düsseldorf.


Wilvorst: Stichwort Hochzeiten: Wilvorst hat sein Angebot in den einzelnen Stilwelten nochmals deutlich erweitert und dabei mehr denn je die gesamten „Communitys“ im Blick, ob für freie Trauungen, royale oder Strandhochzeiten. „Nach den Coronajahren rückt auch der Faktor Mode wieder viel stärker in den Vordergrund“, betonte Geschäftsführer Andreas Wolf. Vielfältige Farben zeugen davon ebenso wie Zweireiher-Sakkos und -Westen oder das Spencer-Kurzsakko. „Für die junge Generation ist dieses ein völlig neues Thema.“ Wilvorst plant zur kommenden Saison weitere Pop-up-Flächen im Handel, ob zum Thema Hochzeit oder auch zur Herausstellung des Smokings im Herbst. Ganz einfach ist der Markt aktuell nicht: „Eheschließungen sind hierzulande leicht rückläufig und in bevölkerungsreichen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen und Bayern fehlt 2026 wegen der Umstellung von der acht- auf die neunjährige Gymnasialzeit G8 auf G9 ein ganzer Abi-Jahrgang. Aber unsere Handelspartner und wir haben Lust, wieder richtig Gas zu geben“, blickt Andreas Wolf positiv nach vorn.

 

Was wird aus der Halle 29?

 

Die Halle 29, in der einige der im Beitrag genannten Marken ihren Showroom haben, soll bekanntlich umgebaut und in eine Mischnutzung überführt werden. Zum Bedauern der Aussteller. „Wir waren glücklich hier“, gibt Jochen Digel zu. Digel hat den Mietvertrag inzwischen gekündigt und wird zur übernächsten Orderrunde an den Medienhafen ziehen. Wer ansonsten bleibt oder (wohin) geht, ist noch abzuwarten.

 

Einen guten Überblick über die HAKA-Trends für FS 2026 gibt auch der Trendbericht in der aktuellen Printausgabe des BTE marketing berater.