Der Onlinehandel bleibt der wichtigste Wachstumstreiber und setzt den stationären Handel weiter unter Druck. Dies gilt aus Sicht des HDE insbesondere für den Fashion Handel, der zugleich auch am stärksten von den pandemisch bedingten Restriktionen betroffen war und zusätzlich unter den Frequenzrückgängen leidet.
Nach Prognosen des HDE bzw. des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH) wird das Marktvolumen im Segment Fashion & Accessoires, das von 2019 auf 2020 - trotz eines prosperierenden Online-Handels - um 13 Prozent eingebrochen war, in 2022 wieder zulegen. Im mittleren Szenario wird mit einem Umsatzvolumen von insgesamt 46 Mrd. Euro gerechnet. Auf den Online-Handel werden dieser Prognose 2022 zufolge 48,8 Prozent (=16,8 Mrd. Euro) entfallen. Im mittleren Szenario wird davon ausgegangen, dass der Corona-Einfluss im Laufe des Jahres abnimmt, Konjunktur und Arbeitsmarkt stabil sind und sich die Anzahl der Insolvenzen im Fachhandel in Grenzen hält.
Weitere Einschätzungen des HDE bezüglich der allgemeinen Situation im deutschen Einzelhandel:
- Der Onlinehandel ist weiterhin der wichtigste Wachstumstreiber. Dessen Marktanteilsgewinne führen in zahlreichen Branchen zu mehr oder weniger deutlichen Umsatzverlusten im stationären Handel. Für Fashion & Accessoires geht der HDE in seinem Trend-Szenario von einer Wachstumsrate von 11 Prozent für 2022 aus.
- Die Anzahl der Geschäfte nimmt weiter ab. Vor allem im Nonfood-Fachhandel verlieren kleinbetriebliche Fachhändler an Bedeutung. Aber auch Filialisten und Fachmärkte können sich teilweise nur mit Filialbereinigungen behaupten. Der Onlineanteil des Fachhandels nimmt dabei nur langsam zu. Im Fashionmarkt wird er sich allerdings im Jahr 2022 gegenüber 2019 mehr als verdoppeln können, und zwar auf fast 16 Prozent vom Gesamtmarkt (stationär und online).
- Besonders die innenstadtrelevanten Branchen verlieren. Die zentralen Standorte, deren Geschäftsmodell auf hohe Frequenzen ausgerichtet ist, leiden besonders stark unter sinkenden Kundenzahlen. Parallel hierzu gibt es Ausgabenverschiebungen zwischen den Branchen.
- Die Rahmenbedingungen für den Einzelhandelskonsum bleiben dabei insgesamt durchaus günstig. Für 2022 ist mit einer positiven Konjunkturentwicklung, einer stabilen Situation auf dem Arbeitsmarkt, einer moderaten Rückbildung der Sparquote und einer Normalisierung in den Lieferketten (Stichwort: Lieferengpässe) zu rechnen.
- Ein erhebliches Risiko ist in anhaltend steigenden Preisen zu sehen, auch wenn sich die Entwicklung in 2022 voraussichtlich etwas verlangsamen wird.
Das komplette Handelsszenario 2022 des HDE steht hier zum Download bereit.