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Modehandel: Mit welcher Strategie in die Orderplanung

Trotz des Ukrainekriegs und der damit verbundenen massiven Preissteigerungen bei Konsum- und Verbrauchsgütern haben sich die Umsätze im Modehandel in den letzten Wochen erfreulich entwickelt. Welche Schlüsse lassen sich hieraus für die Orderplanung FS 2023 ziehen? 

 

Diese und weitere Fragen hat ein Expertengremium im Rahmen des wöchentlichen Webmeetings der Unternehmensberatung Fashionconsult diskutiert, um dem Modehandel Orientierung für die Orderplanung FS 2023 zu geben. Auf dem virtuellen Podium waren Knut Brokelmann (Vorstand Katag AG), Axel Augustin (Sprecher BTE Handelsverband Textil Schuhe Lederwaren), Martin Acht (Geschäftsführer Vohl & Meyer, Limburg), Ulf Heitmann (Dozent LDT Nagold) und Aziza Freutel (Redakteurin Textilwirtschaft).

Ulf Heitmann machte deutlich, dass die Inflation sowie auch die Probleme in der Lieferkette auch 2023 noch die Rahmenbedingungen prägen werden. „Viele Haushalte werden wegen der höheren Preise in anderen Lebensbereichen weniger Geld für Mode übrig haben.“ Dies würde es auch erschweren, steigende EK-Preise in der Modebranche an die Verbraucher weiterzugeben, so die Einschätzung des LDT-Dozenten.

  

Knut Brokelmann zeigt sich da optimistischer und verwies auf die aktuelle Umsatzentwicklung, die sich trotz der angespannten Lage erfreulich entwickelt habe. „Daran sehen wir, dass der Mensch insgesamt sehr resilient ist. Viele Kunden wollen und können sich schöne Outfits leisten. Ich sehe eher die Chance, jetzt Preiserhöhungen maß- und sinnvoll durchzuführen und die Kunden an höhere Preise zu gewöhnen. Das Preisniveau für Textilen ist in Deutschland insgesamt viel zu niedrig.“ Ähnlich beurteilt auch Axel Augustin vom BTE die Ausgangssituation. „Mehr Krise als jetzt geht ja kaum. Trotzdem ist die Nachfrage gut. Das Kaufverhalten in der aktuellen Saison kann also als Planungsgrundlage für die Saison Frühjahr-Sommer 23 dienen.“

 

Aziza Freutel rät zu mehr Differenzierung bei der Preisgestaltung auf Basis einer detaillierten Kundenanalyse: „Es gibt Kunden, die in den letzten zwei Coronajahren viel gespart haben und die sehr ausgabebereit und weniger preissensibel sind. Andere werden nicht jede Preiserhöhung mitgehen können. Dies gilt es bei der Sortimentsplanung und bei der Preisfestsetzung zu berücksichtigen“, rät die TW-Redakteurin. So sieht es auch Martin Acht vom Limburger Modehaus Vohl & Meyer: „Wir hängen viel zu sehr an Eckpreislagen. Die spielen keine Rolle für die Kunden, wenn die Emotionen stimmen. Der Umsatz sich lässt vor allem über den emotionalen Ansatz steigern. Die Kunden müssen mit einem guten Gefühl rausgehen. Daran arbeiten wir jeden Tag.“ 

 

Bei der Orderplanung FS 2023 will Acht mit seinem Team stärker mengenorientiert als wertorientiert arbeiten: „Wir werden die Limite nur sehr moderat erhöhen, sondern bei höheren Preisen eher weniger Stückzahlen einkaufen.“ Diese Strategie des maßvollen Einkaufs empfiehlt auch Knut Brokelmann. „Die Corona-Saisons haben gezeigt, dass sich mit weniger Ware Umsatzsteigerungen und vor allem bessere Kalkulationen erzielen lassen. So konnte auch die Preisspirale etwas abgebremst werden. Die Abschriftenquote in der Branche war wesentlich geringer.“ 

 

Axel Augustin verwies ergänzend darauf, dass der Modehandel perspektivisch dringend eine prozentuale Spannenerhöhung braucht, um die weiter steigenden Kosten decken zu können. „Da kommt noch einiges auf den Handel zu. Man denke nur an die aktuell diskutierte Gebühr für die Entsorgung von Textilien.“

 

Umfrage im Modehandel: Die Unternehmensberatung Fashionconsult bittet um die Teilnahme an einer aktuellen Befragung. Die Ergebnisse fließen neben anderen Daten in eine Gesamtanalyse ein, auf dessen Basis Prognosen für die Branche erstellt werden. Dieser Forecast soll dem Fashion Retail eine größere Sicherheit über wichtige Planungsparameter für die Planungen für das zweite Halbjahr 2022 und das erste Halbjahr 2023 geben. Über diesen Link geht es zum Fragebogen.