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Modehandel: Nur langsame Erholung

Die Fashionbranche ist nach wie vor angeschlagen. Die hohen Umsatzverluste aus dem Jahr 2020 wurden 2021 bei weitem nicht aufgeholt. Somit bleibt der Modehandel die Einzelhandelsbranche, welche mit Abstand am stärksten unter den Auswirkungen der Pandemie gelitten hat. Die Prognose des IFH Köln für 2022 fällt verhalten aus.

 

Die Pandemie hat das Kaufverhalten im Markt für Bekleidung, Wäsche, Schuhe und Accessoires erheblich beeinflusst. Ein neuer (Arbeits-)Alltag mit Homeoffice, weniger Reisen und Verzicht auf private Feiern haben die Bedarfe nach Bekleidung verändert und deutlich reduziert. Dies macht auch der gerade erschienene Report „Markt- und Distributionsdaten Fashion 2022“ des Instituts für Handelsforschung (IFH Köln) deutlich. Trotz der leichten Erholung in 2021 mit einem Umsatzplus von 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr, liegt das Gesamtmarktvolumen nach IFH-Berechnungen noch fast zwölf Prozent unter dem von 2019.

Dabei sind die Teilmärkte rund um Bekleidung und Wäsche laut IFH Köln zuletzt sogar um rund vier Prozent gewachsen. Eine besonders schwache Nachfrage verzeichnen dem Report zufolge Schuhe und Lederwaren (plus 0,5 Prozent bzw. minus 1,9 Prozent). Auch hat sich der Trend zu lockerer Alltagskleidung noch einmal deutlich intensiviert. Business- und Anlass-Kleidung wie Kostüme, Anzüge, Blusen, Hemden und Lederschuhe wurden 2021 weniger gekauft. Beliebt dagegen: Gemütliche Outfits für zuhause, ebenso Tag- und Nachtwäsche sowie Kinderbekleidung.

 

Online-Handel hat profitiert

 

Von den verschiedenen Lockdownphasen, Kontaktbeschränkungen und Infektionsängsten hat vor allem der Online-Handel profitiert, mit einem außerordentlichen Wachstum im Bereich Fashion & Accessoires insbesondere 2021. Der Onlineanteil liegt bei Fashion & Accessoires mittlerweile bei 46,5 Prozent des Marktvolumens. Der stationäre Handel mit Mode hat in innerstädtischen Ladengeschäften laut IFH Köln hohe Umsatzverluste hinnehmen müssen. Allerdings sind es auch gerade (große) Händler mit stationärer Basis, welche zuletzt den Online-Handel selbst vorantreiben.

 

„Voraussichtlich werden die Ausgabeprioritäten künftig insgesamt weniger bei der Mode liegen. Zum einen haben sich die sich die Bedarfe geändert und zum anderen verstärkt die Klimakrise das nachhaltige Gewissen. Hinzu kommen die Folgen des Ukrainekrieges, unter anderem mit Preiserhöhungen und Lieferengpässen. So kann der Aufholprozess im Hinblick auf die Umsatzverluste durchaus bis 2025 oder 2026 andauern“, prognostiziert Hansjürgen Heinick, Senior Consultant am IFH KÖLN.

 

Die vom Statistischen Bundesamt für das erste Quartal 2022 errechneten Umsätze für den stationären Fachhandel (Textilien, Bekleidung, Schuhe, Lederwaren) scheinen die Einschätzung des IFH-Experten zu bestätigen: Im Vergleich zu 2019 liegen die Umsätze aufgelaufen bisher bei minus 18,7 Prozent.