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Recruiting: Wie kann sich Modehandel als Arbeitgeber positionieren

Der Arbeitsmarkt hat sich längt zum Arbeitnehmermarkt entwickelt. Und der Fashion Retail steht auf der Wunschliste von Jobsuchenden nicht besonders weit oben. Um sich trotzdem erfolgreich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, bedarf es durchdachter Recruiting-Strategien.

  

„Unserer Beobachtung nach, haben sich viele Modehandelsunternehmen noch nicht ausreichend darauf eingestellt, dass sie sich aktiv um neue Mitarbeitende bemühen müssen und sich auch viel intensiver um die Bindung ihrer bestehenden Teammitglieder kümmern müssen“, berichtet Einar Leichsenring, Geschäftsführer der auf Fashion und Lifestyle spezialisierten Personalvermittlung Perrcon. Und dies setze voraus, so der Personalprofi weiter, sich ausreichend mit den Erwartungen, Wünschen und Bedürfnissen der Generationen Y (Geb.-Jg. 1981-1995) und Z (Geb.-Jg. 1996-2009) zu beschäftigen.

Mitarbeitende dieser Generation erwarten, so Leichsenring, dass die Arbeit Spaß macht. Sie wollen sich selbst verwirklichen und frei entfalten. Eine Karriere im klassischen Sinn ist ihnen nicht wichtig. Sie arbeiten lieber projektbezogen, legen viel Wert auf ihr Privatleben und streben nach Work-Life-Integration. „Bei diesen Generationen spielt Wertschätzung eine Schlüsselrolle. Fehlende Wertschätzung ist der häufigste Grund für Unzufriedenheit und Kündigungen. Außerdem wird erwartet, dass sich der Arbeitgeber aktiv um die physische und psychische Gesundheit der Mitarbeitenden kümmert. Wer sich erfolgreich am Arbeitsmarkt positionieren möchte, muss im Bewerbungsprozess überzeugende Antworten auf diese Fragen haben und später diese Bedürfnisse auch erfüllen“. Vier von zehn Mitarbeitende, so seine Erfahrung, denken kurz nach der Anstellung wieder an Kündigung, weil vieles von dem was im Bewerbungsgespräch vermittelt wurde, im Unternehmen nicht gelebt wird.

 

Außerdem käme es heutzutage deutlich stärker als früher auf einen professionellen und vor allem schnellen Bewerbungsprozess an. „Auch hier geht es um einen wertschätzenden Umgang mit den Bewerber:innen. Wer hier nicht gut aufgestellt ist und für ausreichend Transparenz und eine angenehme Atmosphäre im Bewerbungsgespräch sorgt, riskiert schlechte Bewertungen auf den einschlägigen Job-Plattformen und schädigt damit nachhaltig seinem Arbeitgeberimage“, warnt der Personalprofi. 

 

Aufgrund der aktuellen Lage auf dem Arbeitsmarkt sei es bei der Suche nach Mitarbeitenden außerdem wichtig, möglichst viele Kanäle zu nutzen. Hierzu gehöre auch die direkte Ansprache von Kandidaten. Die Erfahrungen bei Perrcon würden zeigen, dass zwei von 10 Kandidaten gewechselt haben, obwohl sie gar nicht auf der Suche nach einem neuen Job waren. Eine große Rolle spielen auch Mitarbeiterempfehlungen, weiß Leichsenring. „Dieses Recruiting-Tool wird noch viel zu selten systematisch genutzt. Mit entsprechenden Programmen sollten Unternehmen ihre Mitarbeitenden dazu motivieren, Vorschläge für neue Kolleg:innen zu machen.“