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Fachhandelssterben: Mit neuen Betreibermodellen Standorte erhalten

Die Schließungszahlen im Fachhandel sind dramatisch. Gemeinsam mit ihren Handelspartnern gehen die Marken Ara Shoes und Jost Bags neue Wege, um Geschäftsaufgaben zu verhindern. In Gaggenau scheiterte ein Zukunftskonzept für das City-Kaufhaus am Vermieter.

 

Seit einigen Jahren hat das Fachhandelssterben in der Schuhbranche eine besonders große Dynamik entwickelt. Dies hat nicht ausschließlich betriebswirtschaftliche Gründe. Häufig finden Schuhhändler keine Nachfolger für ihr Geschäft. Das Risiko der Selbstständigkeit ist vielen zu hoch. Und die Unterstützung der Banken hält sich stark in Grenzen. Mit einem neuen Betreibermodell will Ara Shoes die Schließungswelle abflachen. „Dabei geht es uns nicht darum, Händler zu retten, die in finanziellen Schwierigkeiten sind. Wir wollen interessierten Nachfolgern die Übernahme des Geschäfts erleichtern, indem wir das finanzielle Risiko senken und maximale Unterstützung bei der Steuerung des Ara-Sortiments anbieten“, erklärt Ara-Geschäftsführer Dr. Stefan Rassau auf dem BTE-Kongress.

  

Weniger Risiko für Store-Betreiber  

 

Das Modell, das in Österreich schon häufig umgesetzt wurde, basiert auf dem Konsignationsprinzip, d.h. die Ware verbleibt bis zum Verkauf an die Endkunden im Besitz von Ara. Restbestände kann der Handelspartner am Ende der Saison wieder an Ara zurückgeben. Um eine ausreichende Sichtbarkeit von Ara zu gewährleiten, sollte etwa 50 Prozent des Sortiments aus Ara-Modellen bestehen. Die andere Hälfte stellt der Händler entsprechend seiner Zielgruppe und deren Markenvorlieben zusammen.  

 

Taschenspezialist Jost Bags bietet interessierten Handelspartnern ebenfalls ein noch weitergehendes Betreibermodell an. Es wurde bislang zweimal umgesetzt. In beiden Fällen hat Jost Bags die Geschäfte, für die es keine Nachfolgelösung gab, übernommen und ist auch in den Mietvertrag eingestiegen. Alle Mitarbeitenden sind bei Jost Bags angestellt. Die Leitung dieser Filialen hat jeweils eine langjährige Mitarbeiterin übernommen, die das finanzielle Risiko als selbstständige Unternehmerin nicht tragen wollte. 15 Prozent des Umsatzes müssen auf Artikel von Jost Bags entfallen. Diese werden zentral eingesteuert. Ansonsten kann die Filialleiterin das Sortiment entsprechend der Zielgruppe selbst gestalten. „Dieses Partnerschaftsmodell ist nicht Teil einer großangelegten Strategie. Wir fahren auf Sicht und entwickeln gemeinsam mit unseren Partnern eine für den Standort passende Lösung“, erklärt Josefine Jost.

 

Neu gegründete Genossenschaft will City-Kaufhaus betrieben

 

Mit dem für die Modebranche ungewöhnlichem Ansatz einer Genossenschaft sollte das City-Kaufhaus in Gaggenau gerettet werden. Nachdem die bisherige Geschäftsführung mit Michael Meurers und Harry Schneider vor eineinhalb Jahren bekannt gegeben hatte, dass das Kaufhaus schließt, haben sich auf Initiative der Mitarbeitenden innerhalb von sechs Wochen 1.800 investitionswillige Genossen gefunden. Nachdem der Vermieter grünes Licht gegeben hatte, dass er die Genossenschaft als Mieter akzeptiert, wurde der langwierige und komplizierte Prozess einer Genossenschaftsgründung vorangetrieben und im Januar 2025 erfolgreich angeschlossen.

 

Leider hatte es sich der Vermieter in der Zwischenzeit anders überlegt und sich zum Verkauf der Immobilie entschlossen. Im Dezember 2025 wird das City-Kaufhaus an seinem jetzigen Standort deshalb endgültig schließen. „Aber was bleibt, ist das schöne Gefühl, dass sich so viele Bürgerinnen und Bürger dafür eingesetzt haben, das City-Kaufhaus zu erhalten. Die emotionale Bindung unserer Kundinnen und Kunden ist viel größer als wir es erwartet hatten“, so Michael Meurers. Und zudem plant die Genossenschaft laut City-Management der Stadt Gaggenau nach wie vor die Eröffnung eines Kaufhauses in der Innenstadt.