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Ahaus: Innenstadtbelebung durch Digitalisierung

Das westfälische Ahaus gehört zu den Vorreitern in Sachen Smart Cities. Durch die konsequente Digitalisierung vieler städtischer und privatwirtschaftlicher Angebote und Services wurden Attraktivität und Anziehungskraft der Kleinstadt mit 40.000 Einwohnern deutlich erhöht. 

 

Ahaus hat sich schon früh auf den Weg gemacht, die Digitalisierung zu nutzen, um die Herausforderungen zu meistern, vor denen viele Kommunen stehen: Leerstand und Verödung der Innenstädte durch fehlende Anziehungskraft und mangelnde Aufenthaltsqualität für die Bewohner und potenzielle Besucher. Schon mehrfach prämiert gilt Ahaus als Leuchtturmprojekt für smarte und digitale Citys. Im November kommt vielleicht eine weitere Auszeichnung hinzu: Ahaus gehört zu den drei Finalisten des bundesweiten Wettbewerbs ‚Digitale Orte‘. Prämiert werden hierbei Lösungen für das digitale Leben im ländlichen Raum, die auch ganz Deutschland für die Zukunft fit machen könnten. 

 

In dem wöchentlichen Branchen-Webmeeting der Unternehmensberatung Fashionconsult führte Dieter van Acken als Botschafter der Digitalstadt Ahaus aus, wie die Digitalisierung zu einer nachhaltigen Belebung der Innenstadt, aber auch der gesamten Lebensqualität in Ahaus geführt hat. Als Sprecher des ortsansässigen Softwareunternehmens Tobit Laboratories hat er mit seinem Team viele Lösungen mitentwickelt.

 

Was eine Smart City von einer normalen Stadt unterscheidet, lässt sich in einem Satz erklären, so van Acken: „Die Verbindung von allem und allen.“ Und zwar auf einer zentralen digitalen Plattform, über die alle Angebote von Unternehmen, aber auch städtische Services und Dienstleitungen und die Bürger miteinander vernetzt sind. Über ein einmal angelegtes Profil mit einer persönlichen ID können die User die Angebote buchen und direkt mit ihrer digitalen Wallet bezahlen.

 

„Diese Digitalisierung macht viele Prozesse effizienter und weniger personalintensiv und hat dazu geführt, dass wir in Ahaus unseren Besuchern und Bürgern wieder eine größere Auswahl an Einkaufsmöglichkeiten, gastromischen Betrieben, Freizeitaktivitäten und andere Services anbieten können“, so van Acken. Hier einige Beispiele:

 

Gastronomie und Hotel: Ein Hotel, das zuvor lange Zeit geschlossen war, wurde wieder in Betrieb genommen. Der gesamte Check-in- und Check-out-Prozess funktioniert digital. In den ortsansässigen Restaurants wird ebenfalls per Smartphone digital bestellt und über die ID bezahlt. In einem saisonalen Biergarten ohne eigene Küche bestellen die Gäste über die Ahaus-App sogar Snacks aus dem benachbarten Imbiss oder der nahegelegenen Pizzeria gegenüber.

 

Freizeit und Mobilität: Der Ruderboot-Verleih, der mangels Personals eingestellt wurde, konnte wieder aktiviert werden, da die Ausleihe genau wie beim städtischen eBike-Verleih komplett digital erfolgt. Selbst Spielgeräte wie Fußbälle oder Tischtennisschläger können die Ahauser nach Identifizierung mit der persönlichen ID einem Automaten entnehmen.

 

Einkaufen: In einem leerstehenden Kaufhaus wurde ein „begehbarer Online-Shop“ eingerichtet. 70 Händler präsentieren dort auf 1.500 qm ausgewählte Produkte, die über einen QR-Code direkt bestellt werden können. Zudem gibt es in Ahaus ein smartes Lebensmittelgeschäft sowie einen digitalen Hofladen für den Einkauf rund um die Uhr.

 

Events: Alle Veranstaltungen in Ahaus sind in dem zentralen Veranstaltungskalender auf der digitalen Plattform zusammengefasst und können direkt in der App gebucht werden.

 

Gamification und Kaufkraftbindung: Das Stadtmarketing Ahaus führt regelmäßig ein digitales Stadtquiz durch, bei dem die Teilnehmenden Gutscheine gewinnen können, die ausschließlich in Ahaus einlösbar sind. Diese werden automatisch in die individuelle Wallet der Gewinner hochgeladen. Die digitalen Ahaus-Gutscheine können auch gekauft und verschenkt werden.

 

„Die Beispiele machen deutlich, dass die Technologie nur ein Mittel zum Zweck ist. Die Mehrwerte für die Bürger stehen im Vordergrund“ sagt Dieter van Acken. Für Städte, die sich auch auf den Weg machen, eine Smart City zu werden, hat er folgende fünf Tipps:

  1. Schaffen Sie sich eine zentrale ID.
  2. Denken Sie vertikal und identifizieren Sie an Ihrem Standort die Probleme mit dem dringendsten Handlungsbedarf. Einfach zu kopieren, was andere machen, kann nicht die Lösung sein.
  3. Gehen Sie das Projekt selbst an, soweit es geht.
  4. Transformieren Sie bestehende Angebote disruptiv. Erweitern Sie also ein bestehendes „analoges“ Angebot in den digitalen Raum und überführen es Schritt für Schritt.
  5. Nehmen Sie Ängste. Die Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Der Mehrwert für die Menschen steht im Fokus.

Auch wenn Ahaus in vielen Punkten auf dem Weg zur Smart City schon weit fortgeschritten ist, ist das Projekt nicht abgeschlossen. „Es ist kein Projekt, sondern eine stetige Entwicklung.“, betont der Botschafter der Digitalstadt Ahaus.

 

Auf dem Foto ist eine Besucherdelegation aus der Stadt Kempen zu sehen. Sie hatten eine Smart City Tour gebucht. Jährlich kommen über 1.000 Fachbesucher, um sich Inspirationen für ihren eigenen Standort zu holen. Weitere Informationen finden sich auf der Website der Digitalstadt Ahaus