
Die Digitalisierung treibt den Strukturwandel im stationären Einzelhandel in Deutschland weiter stark voran. Dabei gilt unverändert: Trotz rückläufiger Umsatzzahlen bleibt der Textil-, Schuh- und Lederwarenhandel ein zentraler Frequenzbringer für die deutschen Innenstädte.
Laut der aktuellen EHI-Studie „Stationärer Einzelhandel Deutschland 2025“ dominiert der Lebensmittelhandel mit 58.014 Geschäften und über 63 Prozent des gesamten stationären Einzelhandelsumsatzes weiterhin die Handelsbranche. Der Umsatzanteil der Branche Mode & Accessoires mit 19.074 Verkaufsstellen liegt laut EHI bei 6,5 Prozent. Der BTE weist allerdings darauf hin, dass im stationären Lebensmittelhandel auch etliche Milliarden Euro mit Textilien, Schuhe und Lederwaren umgesetzt werden, sodass der stationäre Umsatzanteil dieser Sortimente insgesamt wesentlich höher sei als in der EHI-Statistik ausgewiesen. „Insofern gibt die EHI-Betrachtung nicht die Umsatzbedeutung dieser Warengruppen im stationären Handel wieder“, so Axel Augustin, Geschäftsführer des BTE.
Die EHI-Analyse macht aber deutlich, dass die Digitalisierung den Outfithandel längst erreicht hat – mit gravierenden Auswirkungen. 70,4 Prozent der Mode & Accessoires-Vertriebslinien verfügen bereits über einen Onlineshop. Damit steht die Branche an zweiter Stelle hinter den Technik-Händlern (78,9 Prozent) und vor den Anbietern von Hobby & Freizeit-Artikeln (67,1 Prozent). Der Lebensmittelhandel mit nur 6,8 Prozent Onlineshop-Anteil liegt noch immer deutlich dahinter.
Klar für das EHI ist zudem: Der Textil-, Schuh- und Lederwarenhandel bleibt trotz rückläufiger Zahlen ein zentraler Frequenzbringer für deutsche Innenstädte. 2023 und 2024 waren die Umsätze in allen drei Branchen allerdings leicht rückläufig, wobei vor allem kleinere Fachhändler betroffen waren und sich die Marktkonzentration weiter erhöht hat.
Aktuell werde der Konkurrenzdruck auf den etablierten stationären Handel zusätzlich durch aggressive internationale Online-Plattformen wie Shein und Temu verstärkt. Diese neuen Marktakteure veränderten nicht nur die Preisstrukturen, sondern auch die Kundenerwartungen hinsichtlich des Sortiments und der Liefergeschwindigkeit.
Stadt, Immobilienbesitzer und der lokale Einzelhandel sollten sich daher nach Ansicht des EHI gemeinsam vor Ort am eigenen Standort engagieren, um den Modehandel als Anker für Erlebnis und Kauffreude wieder fest zu etablieren. Diese Aussage unterstreicht die enge Verbindung zwischen Textilhandel und Stadtentwicklung.
Erfolgreiche Zukunftsstrategien erfordern laut EHI eine intelligente Verknüpfung von stationärem und digitalem Handel – ein Ansatz, den bereits viele der führenden Textilunternehmen verfolgen. Unternehmen mit entsprechendem Fachwissen und erforderlicher Infrastruktur sowie einem umfangreichen Kundenstamm haben bessere Chancen, im veränderten Marktumfeld zu bestehen.
Wie erfolgreiche Zukunftsstrategien insbesondere hinsichtlich Digitalisierung aussehen, zeigen verschiedene Referenten auf dem BTE-Kongress ‚Fashion-Emotion 4.0‘ am 4. November in Köln.