Die Jahresbilanz des BTE-Präsidenten fällt ernüchternd aus. Insbesondere von der Bundespolitik zeigt sich der L&T-Chef enttäuscht und wünscht sich für 2026 mehr Mut und wirksame Entlastungen. Allerdings gelte es auch, in der eigenen Branche alles auf den Prüfstand zu stellen und das Geschäftsmodell des Multilabel-Handels zu optimieren.
„Statt Aufschwung herrscht Tristesse“ – der Regierungswechsel habe nicht die erhofften Impulse gebracht und nicht für die nötige Aufbruchstimmung gesorgt, resümiert Mark Rauschen. Er fordert die Politik auf, den Händlern endlich mehr unternehmerische Freiheiten zu geben und von unsinnigen bürokratischen Fesseln zu befreien, damit sie im Wettbewerb mit anderen, auch globalen Anbietern, eine Chance haben. Immerhin habe die EU diese Überregulierung erkannt und auch auf Drängen des HDE und des BTE Handelsverband Textil Schuhe Lederwaren einige Vorgaben und Berichtspflichten zurückgedreht. Und mit der Paketabgabe habe man endlich erste Maßnahmen gegen die Flut von Paketen mit minderwertigen Produkten aus Asien ergriffen.
In Deutschland sei nach wie vor alles zu stark reguliert und reglementiert, moniert Rauschen. Als Beispiel nennt er die restriktive Regelung zur Sonntagsöffnung. Sie würde mit dazu beitragen, dass die Kundinnen und Kunden in den Online-Handel oder das benachbarte Ausland abwanderten. „In guten Zeiten konnten wir uns das noch leisten, aber jetzt kann es ein entscheidender Faktor sein, überhaupt noch in den schwarzen Zahlen zu landen und langfristig zu überleben.“ Dies sei nicht nur für die Sicherung der Arbeitsplätze wichtig, sondern auch für das vieldiskutierte Stadtbild. Leerstände wegen Geschäftsaufgaben führten schnell in eine Abwärtsspirale. „Attraktive Läden sind dagegen das beste Mittel, um konsumwillige Menschen in die Stadt zu ziehen und die Innenstädte lebens- und liebenswert zu halten“, so der Chef des Osnabrücker Mode- und Sporthauses L&T. Er ruft alle Innenstadt-Stakeholder auf, sich der Verantwortung für die Aufenthaltsqualität und Attraktivität der Cities bewusst zu sein und aktiv zu werden.
Rauschen appelliert in seinem Jahresrückblick aber auch an die eigene Branche, dringend notwendige Hausaufgaben zu machen. Insbesondere das aktuelle Geschäftsmodell des Multilabel-Handels müsse dringend optimiert werden, da es in der tradierten Form für den Fachhandel keine ausreichenden Renditen mehr erwirtschafte. „Die vertikalen Unternehmen machen uns vor, was möglich ist. Wir brauchen neue Wege, um mit gleichem oder sogar niedrigerem Umsatz mehr Ertrag zu erzielen.“ Ein entscheidender Hebel sei das Warenmanagement, in dem auch in Zusammenhang mit intelligenten KI-Tools noch viel Potenzial stecke.
Gleichzeitig gelte es für den Fachhandel, seine Kernkompetenz nicht zu vernachlässigen: Die fachkundige und persönliche Beratungder Kundinnen und Kunden sei ein wichtiges Profilierungsinstrument gegenüber großen Ketten oder Online-Playern. „Gute Mitarbeitende auf den Flächen werden auch 2026 eine zentrale Rolle für den Erfolg eines Handelsunternehmens spielen“, ist der BTE-Präsident überzeugt.
