
Während im Online-Handel die Nachfrage nach Schuhen wächst, geht der Umsatz im stationären Fachhandel weiter zurück. Im ersten Halbjahr lagen alle Monate im Minus. Weiter rückläufig ist auch die Anzahl an Schuhgeschäften aufgrund von Insolvenz und fehlenden Nachfolgern.
Anlässlich der Düsseldorfer Messe Twodays veröffentlichte der BTE Handelsverband Textil Schuhe Lederwaren Ende August aktuelle Zahlen zur Situation im Schuhhandel. Nach eigenen Hochrechnungen ist der Umsatz im stationären Fachhandel im ersten Halbjahr 2025 um drei bis vier Prozent zurückgegangen. Gemäß statistischem Bundesamt lagen alle sechs Monate einstellig im Minus. Am besten lief es demnach im März, in dem fast ein Pari erreicht wurde.
Ganz anders sieht die Bilanz des Online-Handels aus. Laut einer repräsentativen Verbraucherbefragung des E-Commerce-Verbands bevh haben die Kunden ihre Schuhe im ersten Halbjahr vermehrt online gekauft. So stiegen die Online-Ausgaben bei Schuhen im ersten Quartal 2025 um 5,8 Prozent und im zweiten Quartal sogar um 7,6 Prozent. „Hier spielt sicher eine Rolle, dass sich in der Corona-Zeit viele Kunden an den Online-Einkauf und die Informationssuche im Netz gewöhnt haben und auch die Qualität des Angebots stetig gestiegen ist“, konstatiert BTE-Schuh-Experte Sönke Padberg.
Der BTE sieht zudem die anhaltende Insolvenz- und Schließungswelle als ein Hauptgrund für die schwache Umsatzentwicklung im stationären Schuhfachhandel. Seit einigen Jahren vergeht kaum eine Woche, in der nicht ein traditionelles Schuhgeschäft für immer seine Türen schließt. Selbst in mittelgroßen Städten fehlt mittlerweile oft ein Schuhhaus mit einem breiten Marken-Sortiment und kompetenter Fachberatung. Es sei also nachvollziehbar, dass immer mehr Kunden – sicher auch gezwungenermaßen – ihre Schuhkäufe im Internet tätigen. „Oder sie gehen dazu in den Modehandel, der in den letzten Jahren sein Bekleidungssortiment zur Komplettierung des Outfits zunehmend um Schuhe erweitert hat“, weiß Padberg.
Tatsächlich sind die Schließungszahlen im Schuhhandel schon seit vielen Jahren dramatisch gestiegen. Der BTE geht davon aus, dass aktuell maximal rund 2.500 Unternehmen schwerpunktmäßig Schuhe in Deutschland verkaufen. 2010 waren es laut Umsatzsteuerstatistik noch über 5.000 Unternehmen. Die Zahl der stationären Schuhhändler hat sich damit binnen 15 Jahren mehr als halbiert. Bei Einbeziehung der Filialen dürfte der Schwund ähnlich groß sein. Padberg: „Nach unserer Einschätzung ist der Gesamtbestand aller stationären Schuhläden aktuell auf unter 8.000 gefallen.“
Für diese Entwicklung gäbe es primär zwei Gründe: Zum einen finden mittelständische Schuhhändler oftmals keinen Nachfolger, was sicher auch demografische Ursachen hat. Denn dieses Phänomen beklagen auch andere mittelständische Branchen. Zum anderen befände sich der stationäre Schuhhandel mindestens seit der Corona-Pandemie in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation, die im Extremfall zu Geschäftsschließungen oder sogar Insolvenzen geführt hat. So liegt der Umsatz im stationären Schuhfachhandel immer noch einige Prozentpunkte unter dem Vor-Corona-Niveau von 2019. „Gleichzeitig sind die Kosten seit 2020 um rund 30 Prozent gestiegen, so dass viele Schuhhändler in den roten Zahlen landen“, berichtet Sönke Padberg.