Seite Ende März können TikTok-User auch hierzulande direkt in der App shoppen. Dies wollen vor allem jüngere Konsumierende nutzen. Bisher ist das Interesse insgesamt aber noch verhalten, so Prof. Dr. Oliver Janz in seiner Keynote auf dem Digital Day des BTE. Insbesondere der Datenschutz und die Gefahr von Fakeware werden kritisch gesehen.
„Ohne Investitionen in Reichweite und Kooperationen mit Influencern wird es schwierig, über die TikTok-Shoppingfunktionen ausreichend Umsätze zu generieren“, so eine erste Einschätzung von Professor Dr. Oliver Janz von der Dualen Hochschule Heilbronn im Rahmen seiner Keynote auf dem Online-Kongress Digital Day des BTE Handelsverband Textil Schuhe Lederwaren Anfang Mai.
Seiner Beobachtung nach sind es in der internationalen Fashion- und Beautybranche insbesondere Direct-to-Consumer-Brands, die erfolgreich über TikTok verkaufen. Trotzdem sei es wichtig, die Plattform auch als Vertriebskanal im Blick zu haben, denn die Erfahrung in anderen Märkten, in denen die Shoppingfunktion schon länger freigeschaltet ist, zeigt, dass das Wachstumspotenzial groß ist. Zumal Beauty und Fashion zu den beliebtesten Kategorien gehören. In den USA wurden beispielsweise laut Janz 2024 über TikTok bei rund 120,5 Millionen monatlichen Nutzerinnen und Nutzern Waren im Wert von etwa neun Milliarden Dollar verkauft. Und für dieses Jahr wird mit einer Wachstumsrate von 200 Prozent gerechnet. Zum Vergleich: In Deutschland hat TikTok derzeit 21 Millionen User pro Monat.
Das in den USA mit Abstand erfolgreichste Shoppingformat sind Videos: 58 Prozent des Umsatzes werden laut Janz über dieses Format erzielt. 32 Prozent entfallen auf TikTok-Shops und 10 Prozent auf Live-Streams. Eine große Rolle spielen dabei Influencer. Dass die amerikanischen Konsumenten mit ihrem Shoppingerlebnis zufrieden sind, zeigt die mit 80 Prozent hohe Rate von Wiederholungskäufern. Zu beachten sei zudem, dass 39 Prozent der User TikTok als Suchmaschine nutzen und dort gezielt nach Produkten suchen. Dies verändere erneut die digitale Customer Journey.
Besonders beliebt ist die App bei jüngeren Zielgruppen: 33,3 Prozent der erwachsenen User sind zwischen 18 und 24 Jahre und 36,1 Prozent sind zwischen 25 und 34 Jahre alt. Mit zunehmendem Alter sinkt nicht nur das Interesse, sondern auch die Bereitschaft, über TikTok einzukaufen. Eine aktuelle Studie des Marktforschungsunternehmens Kantar zeigt, dass 40 Prozent der Gen Z, 27 Prozent der Millenials und 12 Prozent der Gen X offen für TikTok-Shopping sind. Dabei werden insgesamt vor allem der Datenschutz sowie die Gefahr von gefälschten Markenartikeln kritisch gesehen.
Hinweis: Wie alle Vorträge und Präsentationen des Digital Day wurde auch die Keynote von Professor Oliver Janz aufgezeichnet. Interessenten aus dem Modehandel und aus der Modeindustrie werden sämtliche Vorträge kostenfrei zur Verfügung gestellt (Kontakt: veranstaltungen@bte.de).